50 Jahre RSG Heidelberg-Schlierbach

Ein außergewöhnlicher Sportverein feiert Jubiläum: Die Rollstuhl Sportgemeinschaft Heidelberg Schlierbach 1969 e.V., die vor 50 Jahren an der Orthopädischen Universitätsklinik gegründet wurde. Heute gehört die RSG Heidelberg Schlierbach nicht nur zu den ältesten,  sondern auch zu den erfolgreichsten Rollstuhlsportvereinen in Deutschland.

Es war vor allem Professor Dr. Paeslack, der seine querschnittgelähmten Patienten zu Bewegung und Sport im Rollstuhl motivierte. Leichtathletik, Rollstuhlschnellfahren und Rollstuhlwerfen waren die anfänglichen Disziplinen der RSG Sportler/-innen, die sehr bald den meisten Konkurrenten davonfuhren. Unter den erfolgreichen Rollstuhl-Schnellfahrern stachen über viele Jahre die Namen zweier Athleten hervor: Hennes Lübbering und Heini Köberle nahmen an mehreren Weltmeisterschaften und Paralympics teil.

Die RSG Sportlerinnen und -Sportler erzielten überragende Ergebnisse auch in den Wurfdisziplinen Kugel, Diskus und Keule, sowie beim Bogenschießen und Tischtennis. Seit rund 25 Jahren wird auch erfolgreich Rollstuhl Rugby gespielt. Acht Deutsche Meistertitel und der Europapokalgewinn 1998 stehen hier zu Buche.

Zum 50-jährigen Jubiläum bot der Verein in den Räumlichkeiten der Manfred-Sauer-Stiftung in Lobbach einen interessanten Einblick in die heutigen Möglichkeiten, Spiele behindertengerecht umzusetzen. Neben den genannten Sportarten neu: Elektrorollstuhl-Fußball, bei dem ein Ball, der in etwa die Größe eines Basketballs hat, aber deutlich schwerer ist, auf dem Boden bewegt wird und in ein Tor untergebracht werden soll. Oder auch Hallenboccia: Das Spiel wird in der Halle auf einem begrenzten Spielfeld mit speziell entwickelten Lederbällen gespielt. Ziel des Spiels ist es, die eigenen Bälle näher an den Zielball, dem sogenannten Jackball, zu platzieren als der/die Gegenspieler. Die Bälle können geworfen, gerollt oder mit dem Fuß gespielt werden. Sportler mit geringen motorischen Möglichkeiten können an diesem Spiel ebenfalls teilnehmen, wenn sie spezielle Abrollhilfen (Rampen) benutzen. Das Spiel fördert und fordert insbesondere Konzentration, Zielgenauigkeit, Auge-Hand-Koordination und taktisches Verhalten bzw. Spielverständnis. 

Ein Beispiel für gelebte Inklusion ist das mehrfach ausgezeichnete Projekt „Rollstuhl Rugby macht Schule“,das in Zusammenarbeit mit dem Sportkreis Heidelberg durchgeführt wird.Heiko Striehl besucht dabei Regelschulen und führt gemeinsam mit nichtbehinderten Schülerinnen und Schüler einen Sportunterricht im Rollstuhl durch. In den vergangenen Jahren nahmen hier über 7.500 Jugendliche an diesem Projekt teil.

Die Liste der sportlichen Höchstleistungen ließe sich noch lange fortsetzen. Wichtig erscheint, dass die Mitglieder der RSG Heidelberg angesichts ihrer teilweise schweren Behinderungen niemals resignieren, sondern stets auf das Neue beweisen, zu welchen Leistungen Willenskraft und Selbstdisziplin befähigen können. Sie sind somit Vorbilder und Mutmacher für viele andere behinderte und nichtbehinderte Menschen.

(v.l.) Heiko Striehl, Gerhard Schäfer, Marcel Sickert, Andreas Wenger