„Über die Notwendigkeit von Bewegung und Sport im Alter“

Der Zusammenschluss von Freundeskreis der Gemeindebücherei, Seniorenforum und Begegnungsstätte Dossenheim organisiert jährlich ein Programm, mit dem er gezielt ältere Menschen anspricht. „Hätte Methusalem einen Rollator benutzt?" lautete provokant der Titel des ersten Vortrags in diesem Jahr. Und weiter: „Über die Notwendigkeit von Bewegung und Sport im Alter. " Dr. Christoph Rott, Ressortleiter Seniorensport im Sportkreis Heidelberg und Mitarbeiter am „Institut für Gerontologie", gab dem Publikum im Rathaussaal eine klare Antwort: Nein, das hätte Methusalem gewiss nicht. Methusalem hätte trainiert, so Rott. Christoph Rott liebt deutliche Worte. So erklärte er eingangs, wie sehr ihn die medial gebildete Einheit von Alter und Rollator störe. Als ob Altern zum Gebrauch der Gehhilfe verpflichte. Anhand verschiedener Studien zeigte er die Wechselbeziehung zwischen Sport und Mobilität im Alter auf. Wer sich motorisch fit halte, der habe eine bessere Chance, länger in Selbstständigkeit, verstanden ohne Hilfestellung von außen, zu leben. Gehen ist besonders wichtig. Eher verblüffend war die Nachricht, dass auch die Gehgeschwindigkeit auf die Lebenserwartung einwirke. „Weil ich länger leben will", antworte er daher auf die typische Frage „Warum rennst du so?" Mit Bewegung und Sport, davon war Christoph Rott überzeugt, lasse sich der Alterungsprozess verlangsamen. Das Problem sei nämlich überdies die biologisch erzwungene Alterung. Der Körperbau des Menschen sei nicht auf das heute erreichbare Alter ausgelegt. Die Stärke der Knochen sei nicht ausreichend und der altersbedingte Muskelabbau wirke erschwerend. „Wir wissen, wenn wir nichts tun, dass es im Alter nicht besser wird", fasste er anschaulich die Notwendigkeit zur Aktivität zusammen. Neben der Möglichkeit, selbstständiges Leben dadurch zu verlängern und das Pflegerisiko gleichzeitig zu senken, habe Aktivität viele weitere positive Aspekte. Sie wirke auf die gesamte Persönlichkeit. Rott sprach von „psychologischen Grundbedürfnissen“. Dazu gehörten Autonomie, Eingebundensein und das Erleben von Kompetenz. Die eigene Leistungsfähigkeit zu erleben, sei gleichbedeutend damit, Autonomie zu erleben.

Birgit Kramer, ebenfalls vom „Institut für Gerontologie", nannte Alltagsgelegenheiten, um Sportlichkeit zu trainieren. Der Verzicht auf den Fahrstuhl, das frühere Aussteigen aus der Straßenbahn, um den übrigen Weg zu Fuß zurückzulegen, nannte sie als einfache Beispiele, die keiner Vereinsmitgliedschaft oder Sportgeräte bedürften. Wo man mit seiner Fitness stehe, sei übrigens durch einen einfachen Test zu erfahren. Der Alltags-Fitness-Test stelle Bein- und Armkraft, Ausdauer, Geschicklichkeit und anderes mehr fest. Rott bot eine enge Zusammenarbeit an. So könne man durch Schulungen ermöglichen, den Test hier regelmäßig anzubieten. Auch wurde eine bessere Vernetzung der verschiedenen Akteure im Seniorensport angeregt. Die Kommune jedenfalls scheint dabei zu sein, wie die Anwesenheit von Helga Waller-Baus, stellvertretende Bürgermeisterin, zeigte. Sie hatte zusammen mit Tabea Dürr, Leiterin der Begegnungsstätte, Gastredner und Publikum begrüßt. (Doris Weber (RNZ))

(Foto: Alex)

Ressortleiter Seniorensport: Dr. Christoph Rott (Foto: Alex)