Fachseminar „Sportmedizin für Trainer und Übungsleiter“

Für die mehr als 100 Teilnehmer*innen war das Fachseminar des Sportärzteverband Baden in Zusammenarbeit mit dem Sportkreis Heidelberg und dem Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) eine große Bereicherung, konnten sie doch aus erster Hand neueste Erkenntnisse der Sportmedizin für ihre praktische Arbeit in ihrem Verein als Übungsleiter*in oder Trainer*in mitnehmen. Frederik Borkenhagen als Hausherr begrüßte im Hörsaal des ISSW die Zuhörer*innen zu Beginn des Seminars, dem sechs sportmedizinischen Beiträge folgen sollten. Der Sportkreisvorsitzende Gerhard Schäfer zeigte sich erfreut über das große Interesse der Anwesenden. Er bedankte sich beim Präsidenten des Badischen Sportärzteverbandes Prof. Dr. Holger Schmitt für seine Initiative, neue sportmedizinische Erkenntnisse und Erfahrungen den in Vereinen engagierten Übungsleiter*innen an der Basis zur Verfügung zu stellen.

Die positiven Aspekte von Sport und Bewegung sind bestens bekannt und wissenschaftlich bewiesen. Was aber, wenn wir keinen Sport machen können, weil uns Erkrankungen oder Verletzungen daran hindern? Wie entstehen Verletzungen und wie müssen sie behandelt werden? Kann man mit einer leichten Erkältung trainieren oder darf man nach einer Verletzung oder Erkrankung gleich wieder Sport treiben? Brauchen wir eine Zusatzernährung und welche Auswirkungen hat Leistungssport auf die Psyche? Durch die sechs Referenten aus unterschiedlichen Fachbereichen wurden diese Themen umfassend beleuchtet.

Dr. med. Gregor Berrsché (Sportorthopädie und Sporttraumatologie Uniklinikum Heidelberg) machte in seinem Vortrag „Sprunggelenksverletzungen im Sport – wie muss behandelt werden?“ auf die häufigste Verletzung bei Sportlern aufmerksam. Oftmals wird diese Verletzung nicht ernst genommen und ohne Behandlung ausgehalten. Dies kann zu dauerhaften Instabilitäten führen. Wenn kurz nach dem Umknicken Schmerz, Schwellungen und Hämatome auftreten, sollte schnellstmöglich die PECH-Regel (Protektion, Eis, Compression, Hochlegen) angewendet und ein Arzt kontaktiert werden.

Darauf folgend präsentierte Prof. Dr. med. Holger Schmitt von der ATOS-Klinik Heidelberg seinen Vortrag  „Kann ich Verletzungen vermeiden? – Prävention im Sport“. Er unterscheidet zwischen primärer Prävention zur Vermeidung der Entstehung von Krankheiten, sekundärer Prävention zum frühzeitigen Erkennen der Erkrankungen und tertiäre Prävention um Rückfall und Krankheitsfolgen zu vermeiden. Die Verletzungsanfälligkeit der Athleten wird durch interne (Alter, Geschlecht etc.) und externe Faktoren (Umwelt) beeinflusst. Sich dessen bewusst zu sein, gibt Trainer und Athleten die Möglichkeit einige Faktoren zu kontrollieren.

Anschließend an dieses Thema stellte Dr. phil. Sabrina Erdrich, Sportwissenschaftlerin im Bereich Prävention und Rehabilitation das PEP (Prevent-Injury-Enhance-Performance Trainingsprogramm) in ihrem Vortrag „Verletzungsprävention - praktische Übungen“ vor. Immer wieder betonte sie die Grundlage der Verletzungsprävention sei neuromuskuläre Kontrolle unter Berücksichtigung der Biomechanik. Sie wies auf vier neuromuskuläre Ungleichgewichte hin. Durch Beobachtung der Landung nach einem Sprung von einem kleinen Kasten lassen sich diese feststellen. Sie verwies auf die Plattform skadefri.no für sportartspezifische präventive Übungen.

Nach einer kurzen Pause übernahm Dr. med. Thomas Kasper, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie mit seinem Vortrag „Return to Sports nach Infekten“ neben dem aktuellen Coronavirus behandelte er Tools wie den Neck-Check. Dieser besagt, dass alle Symptome, die sich oberhalb des Halses zeigen (Kopf- & Halsschmerzen, Schnupfen) keine eindeutigen Indizien für Sportverbot sind. Allerdings sind Symptome unterhalb des Halses, wie Husten und Allgemeinsymptome (Fieber, erhöhter Ruhepuls, Gliederschmerzen) Indikatoren für ein absolutes Sportverbot. Er nannte folgende Risikofaktoren: Flugreisen, Jahreszeiten, Übertraining, Wettkämpfe und extremer Wechsel der Trainingsintensität. Zur Vorbeugung dienen Impfungen, ausreichend Schlaf und allgemeine Hygienemaßnahmen.

Dr. Mareike Großhauser, Ernährungsberaterin des OSP Rheinland-Pfalz/Saarland beschäftigte sich mit dem Thema der Supplementierung in ihrem Vortrag „Nahrungsergänzungsmittel – braucht der Sportler das?“. Ihre Antwort auf diese Frage lautet „Jein“. Grund hierfür sind sowohl die individuellen Unterschiede zwischen den Menschen, als auch die unterschiedlichen sportlichen Anforderungen an den Körper. Nach dem Motto „Food first“ bildet die Grundlagenernährung das Fundament, auf der die sportspezifische Ernährung für Athleten aufbauen kann. Erst dann kann Supplementierung im Einzelfall in Betracht gezogen werden.

Abschließend präsentierte Dr. med. Petra Dallmann aus der Klinik für Psychiatrie an der Universität Heidelberg das Thema „Psyche und Sport – was muss ich wissen?“. Durch ihre Erfahrungen als ehemalige Leistungssportlerin kennt sie die Sicht des Athleten sehr gut. Anhand zweier Fallbeispiele erklärte sie die Symptome, Folgen und Behandlungen von Depressionen und Essstörungen. Sie betonte, dass Trainer für den Athleten eine wichtige Bezugsperson darstellen. Bei Verdacht auf mentale Probleme sollten diese das Problem ohne Vorwurf ansprechen um eine mögliche Behandlung rechtzeitig in die Wege zu leiten.

Die Resonanz auf die Vorträge war durchweg positiv, da es den Dozenten gelang, die Vorträge so zu gestalten, dass sie ohne besondere Vorkenntnisse nachvollziehbar waren. Das zeigte sich auch an den zahlreichen Fragen, die nach den Vorträgen gestellt wurden. Gerhard Schäfer bedankte sich zum Abschluss bei allen Referenten, sowie bei Ralph Fülop (Sportkreis) und Frederik Borkenhagen, der mit seinem Team ein köstliches Catering bereitstellte, für die gelungene Organisation. Für die Teilnahme gab es außerdem ein Zertifikat, das für die Verlängerung von Übungsleiterlizenzen eingesetzt werden konnte.